Weinbau zu römischer Zeit an der Mosel
Das Moseltal hat eine uralte Weinbautradition, die sich vor Ort heute noch erleben lässt. Besichtigen Sie antike Kelteranlagen, fahren Sie mit dem Römerweinschiff und entdecken Sie römische Schätze rund um die Weinkultur. Freuen Sie sich auf modernen Weingenuss an der deutschen und luxemburgischen Mosel!
Die Mosel ist ein Weinanbaugebiet von Weltrang und absolut europäisch:

Der Flusslauf der Mosel fließt durch Frankreich und wird dann von Luxemburg und Deutschland flankiert. Probieren Sie, wie der Wein der drei europäischen Nachbarn schmeckt. Gibt es geschmackliche Unterschiede? Welche Gemeinsamkeiten stellen Sie fest? Dank des Schengener Abkommens, das mitten auf der Mosel unterzeichnet wurde, können Sie den Moselwein grenzenlos genießen!
Unterwegs auf der Via mosel‘:
Wenn Sie das internationale Moseltal wein- und kulturtouristisch erleben wollen, dann folgen Sie am besten der Wein- und Architekturroute Via mosel‘. Sie stellt Ihnen die schönsten Weingüter und Weindörfer in den drei Ländern vor.

Die Römer legten den Grundstein für den Weinanbau an der Mosel
Wir wissen anhand von Funden, dass bereits die Kelten Wein tranken, der aber wohl vornehmlich aus dem Mittelmeerraum stammte. Mit der Invasion der Römer um 50 vor Christus kam die Obstkultur in die Region und mit ihr auch die Weinrebe. Weinbau in größerem Stil lässt sich an der Mosel erst ab dem Ende des 3. Jahrhunderts nach Christus nachweisen, und seitdem ist er aus dem Tal nicht mehr wegzudenken.


Welchen Wein tranken die Römer?
Traubenfunde aus Kelteranlagen belegen, dass es sich bei den angebauten Sorten wohl um Zwischen- oder Übergangsformen von Wild- zu Kulturreben handelte. Es gab sowohl Rotwein als auch Weißwein-Sorten.

Die Römerinnen und Römer tranken den Wein vorzugsweise mit Wasser verdünnt. Ins Glas und in den Becher kam also meist eine Art Weinschorle. Wein pur galt als unschicklich, da er schneller zum Rausch führt. Allerdings sollte er auch nicht zu dünn und wässrig werden…
Wie schmeckte römischer Wein?
Es gibt heute keine Rebsorte, die wirklich den damals angebauten alten Sorten entspricht. Elbling wird manchmal als Nachfahre der römischen Weinreben bezeichnet, aber laut wissenschaftlicher Forschung kam dieser erst im Mittelalter auf. Daher können wir auch nicht nachvollziehen, wie der antike Moselwein wirklich schmeckte.


Aber man trank den Wein damals ohnehin häufig gewürzt und gesüßt. Um die Gewürze herausschöpfen zu können, gab es Sets aus Sieb und Schöpfkelle.
Zum Süßen von Wein wie auch Speisen verwendete man gerne Defrutum, das man herstellte, indem man frischen Traubenmost bis auf ein Drittel der ursprünglichen Menge einkochte. Von Nachteil war, dass man zum Einkochen ein Bleibehältnis nutzte. Die Fruchtsäure löste Bleiteilchen von der Gefäßwand ab, die dann als giftige Substanzen in den Wein und in die Speisen gelangten.
Eine andere süße Form von Weingenuss war Mulsum, eine gewürzte und mit Honig gesüßte Weinmischung. Man trank ihn durchaus auch warm, vergleichbar mit unserem heutigen Glühwein.
Sie können Mulsum sogar selbst herstellen: Auf der Seite der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz finden Sie eine Anleitung. Trinken Sie ihn im Winter doch mal als Glühwein!
So haben die Römer an der Mosel Wein hergestellt

Die Berghänge des Moseltals wurden schon zu römischer Zeit mit Reben bepflanzt. Archäologische Funde lassen darauf schließen, dass wohl die Pfahlerziehung vorherrschte. Es gab staatliche Weinbaudomänen wie auch private Landgüter, die Wein produzierten. Bis heute haben sich einige römische Kelteranlagen an der Mosel erhalten, die Sie besichtigen können. Die meisten befinden sich im Tal unterhalb der Weinberge. Vermutlich wurden die frisch geernteten Trauben direkt unterhalb der Weinberge gekeltert, auf Schiffe verladen und zu den Weinkellern gefahren.
Der Keltervorgang sah so aus:

Die Römer zerquetschten die Trauben in einem großen Becken mit nackten Füßen oder Stampfern, wie beim Römischen Kelterfest in Piesport einst demonstriert wurde.

Dann füllten sie die noch tropfnasse Masse (Maische) in einen hölzernen Presskorb und pressten sie mit Hilfe eines Pressbalkens aus. Dieser wurde mit einem Kelterstein beschwert.

Der Saft floss in das tiefer gelegene Mostbecken ab, das in ein Klär- oder Setzbecken und in ein Schöpfbecken unterteilt war. Im Setzbecken sanken die festen Bestandteile des Mostes nach unten und lagerten sich am Boden ab. Nach erfolgter Klärung ließ man den Most durch ein Rohr in das tiefer gelegene Setzbecken ab, wo er sich bequem herausschöpfen ließ. Von dort wanderte er in Fässer oder große Tongefäße.
In der Kelteranlage wurde der frische Traubensaft oft auch noch weiter behandelt. Üblich waren zum Beispiel:
- Färben von Rotwein durch Hinzugabe von Holunderbeeren, Brombeeren oder Kirschen
- Einstreuen von gelöschtem Kalk in das Setzbecken zur Entsäuerung und Klärung
- Räuchern im sog. Fumarium, um den jungen Wein künstlich altern zu lassen
In den Weinkellern reifte der junge Wein dann aus.
Zeugnisse antiker Weinkultur an der Mosel


Neumagen-Dhron:
Im historischen Winzerdorf Neumagen-Dhron wurden eindrucksvolle römische Grabreliefs gefunden, die sogenannten Neumagener Denkmäler. Die Originale befinden sich heute im Rheinischen Landesmuseum Trier. Am Fundort können Sie einem Archäologischen Rundweg folgen und dabei viele Repliken entdecken, wie zum Beispiel das steinerne Neumagener Weinschiff. Ob sich wirklich Wein in den Fässern befand, die Vorlage für diese Darstellung waren, wissen wir nicht. Aber immerhin vermittelt es eine Vorstellung davon, wie der Transport von frisch gekeltertem Traubenmost von der Kelteranlage bis in die Weinkeller der Kaiserresidenz Trier ausgesehen haben könnte.
Das Römerweinschiff wurde weitgehend originalgetreu nachgebaut und fährt nun als Ausflugsschiff „Stella Noviomagi“ auf der Mosel. Fahren Sie doch mit!


Zeugnisse von antikem Weingenuss im Rheinischen Landesmuseum Trier:
Im Rheinischen Landesmuseum in Trier werden nicht nur die eindrucksvollen wie berühmten Neumagener Denkmäler ausgestellt, sondern Sie sehen auch weitere Funde rund um Wein und Genuss. Zum Beispiel: Ab der Mitte des 3. Jahrhunderts nach Christus entwickelten Trierer Töpfereien eine eigene Keramikgattung: „Trierer Wein- und Spruchbecherkeramik“ (siehe Foto: Barbotinegefäße). Die Mehrzahl der Gefäße tragen Aufschriften, von denen viele mit Wein zu tun haben. Sie könnten einige der lateinischen Texte auch heute noch als Trinkspruch nutzen:
- VINVM BIBE (Trink Wein!)
- DA CALDAM (Gib Glühwein!)
- PARCE AQVAM ADIC MERVM (Spare Wasser und gib reinen Wein hinzu!)
- BENE TIBI SIT (Wohl bekomm’s!)
Im Archäologiepark Belginum bei Morbach-Wederath werden Beigaben aus dem Gräberfeld der keltisch-römischen Siedlung Belginum gezeigt, darunter kostbare Trinkgläser und Weinsiebe:


Auch in anderen Museen der Straßen der Römer werden Sie Interessantes rund um den Weinbau an der deutschen und luxemburgischen Mosel entdecken:
Römische Kelteranlagen an der Mosel:

Wo Archäologinnen und Archäologen römische Kelteranlagen entdeckt haben, dort befinden sich heute noch einige der besten Weinlagen der Mosel, wie beispielsweise bei Erden: „Erdener Treppchen“ und „Erdener Prälat“. Die Rekonstruktion der römischen Kelteranlage von Erden auf dem Foto sehen Sie vor Ort als Augmented Reality. Laden Sie sich dazu einfach über die Website von ARGO – Augmented Archaeology die kostenlose ARGO-App herunter.

Übrigens können Sie von den Römischen Kelteranlagen Erden aus auf einem Klettersteig in die steilen Weinberge klimmen. Die Aussicht ist fantastisch! Über alte Weinbergspfade und Leitern erklettern Sie Felsvorsprünge und Weinbergsterrassen. Im Rahmen der Initiative „Lebendige Moselweinberge“ wurde dieser Bereich als „Leuchtpunkt der Artenvielfalt“ ausgezeichnet. Ein Video über den Erdener Klettersteig in seiner Artenvielfalt ist auf Youtube zu sehen (dieser Link führt Sie direkt dorthin).
Weinurlaub an der Mosel
Die deutsche und luxemburgische Mosel, die zu den Straßen der Römer gehört, bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, Weinkultur zu erleben. Besonders dicht dran sind Sie natürlich, wenn Sie Ihr Urlaubsquartier in einem stilvollen Weingut beziehen und Einblick in den Alltag Ihrer Gastgeber-Familie nehmen. Weine und Sekte können Sie überall probieren. Außerdem gibt es immer wieder Anlässe, urige Winzerfeste zu feiern! Auch in Sachen Kulinarik hat die deutsche und luxemburgische Mosel eine Menge zu bieten. Lassen Sie sich am besten gleich von Profis inspirieren und beraten!
- Luxemburg: Office Régional du Tourisme Région Moselle Luxembourgeoise
- Deutschland: Mosellandtouristik GmbH und Tourismus Zentrale Saarland