Neue Präsentation des römischen Erbes in Dillingen/Saar

Das Römermuseum Pachten wird komplett neu konzipiert. Hier erfahren Sie, welche römische Siedlung sich im Dillinger Ortsteil Pachten einst befand und welche Pläne der Museumsleiter Dr. Jürgen von Ahn verfolgt.

Die saarländische Stadt Dillingen verfügt über ein reiches römisches Erbe. Die eindrucksvollen Funde haben seit jeher einen festen Platz im Dillinger Museum Pachten, und dort tut sich zurzeit so einiges.

Untergebracht ist es in einem alten Bauernhaus, das sich mit seinen räumlichen Ausmaßen theoretisch zum größten archäologischen Museum des Saarlandes entwickeln könnte. Aber davon ist derzeit natürlich keine Rede. Das Ziel des Museumsleiter Dr. Jürgen von Ahn ist es vielmehr, die Ausstellungspräsentation auf ein modernes, zeitgemäßes Niveau zu bringen.

 

Dieses historische Bauernhaus beherbergt das Römermuseum Pachten in Dillingen
Museum Pachten in Dillingen (Foto: Dillingen/Saar)
Römermuseum Pachten wird renoviert (Foto: Julia Gorius)
Römermuseum Pachten wird renoviert (Foto: Julia Gorius)

Römische Geschichte Dillingens


Der Stadtteil Pachten der saarländischen Stadt Dillingen geht auf eine römische Siedlung zurück, von der man – dank eines Inschriftensteines – sogar den Namen kennt: Vicus Contiomagus. Der Ort gehörte wohl zu den bedeutenden römischen Siedlungen im Saarland. Bekannt sind Reste von Wohnhäusern entlang zweier Straßen, ein frührömisches Gräberfeld, ein Handwerkerviertel sowie eine Tempelanlage. Als einzige Siedlung im Saarland lässt sich für Contiomagus ein Kulttheater nachweisen.

 

Entstanden ist Contiomagus wohl aufgrund seiner günstigen Lage an einer Saarfurt und dem Zugang zum Primstal. Hier kreuzten sich die beiden Fernstraßen Metz-Mainz und Trier-Straßburg. Außerdem lag der Vicus im Grenzgebiet zweier romanisierter Keltenstämme: der Treverer und der Mediomatriker. Der Name Contiomagus lässt sich als „Marktort an der Flussmündung“ deuten. Die Siedlung entstand wohl kurz nach der römischen Eroberung.
Ein Vicus war ein dorfähnliches Gebilde, das allerdings keine Verwaltungsaufgaben innehatte. Er bildete ein Oberzentrum für die Bewohnerinnen und Bewohner des Umlandes, erfüllte aber auch – je nach Lage – wichtige Funktionen für Reisende auf den römischen Fernstraßen.
Römische Relikte aus dem Vicus und der gesamten Region sollen demnächst wieder im Museum Pachten zu sehen sein. Der Nachbau eines Kastellturms im Römerpark erinnert auch heute schon an die römische Vergangenheit Dillingens.

Inschriftenstein im Römermuseum Pachten mit dem Ortsnamen CONTIOMAGVS
Inschriftenstein im Römermuseum Pachten mit dem Ortsnamen CONTIOMAGVS (Foto: Thomas Seeber)
Herausragende Funde aus Contiomagus
  • Inschriftenstein, der es ermöglicht, dem römischen Pachten seinen antiken Namen wieder zu geben: Contiomagus.
  • Zahlreich erhaltene beschriftete Sitzsteine des ehemaligen Kulttheaters: Sie wurden nach der Zerstörung der Siedlung durch die Germanen im Fundament des neu errichteten Kastells wiederverwendet. Auf diese Weise sind sie erhalten geblieben.
  • Das größte Brandgräberfeld im deutschen Süd-Westen
  • Fragment einer ägyptischen Frauenfigurine: Das geheimnisvolle Objekt stammt vermutlich aus der ehemaligen altägyptischen Hauptstadt Memphis und wird auf die Zeit zwischen 1200 und 600 v. Christus datiert. Es ist völlig offen, wie das Stück vom Nil an die Saar gelangte. Genauso rätselhaft ist die Art der sehr wahrscheinlich bewussten Zerstörung der Namensinschrift und des Gesichtes der Frau. Sie muss – laut Ägyptologen – eine Prinzessin, Adelige oder hochgestellte Dame gewesen sein. Auch wenn es hin und wieder ägyptische Bodenfunde in Nordeuropa gibt, bleibt das Pachtener Stück in dieser Form einzigartig nördlich der Alpen. Über diesen Link erfahren Sie Näheres!

 

Pläne für das Museum Pachten

Ausstellungspräsentationen müssen von Zeit zu Zeit modernisiert werden, damit sie neueren Forschungsergebnissen und den sich wandelnen Erwartungen des Publikums gerecht werden können. So auch in Pachten: Die Fundobjekte aus Contiomagus sollen demnächst in zeitgemäßerer Form präsentiert und durch eine mehrsprachige neue Beschriftungen in ihren aktuellen Kontext gestellt werden. Dabei ist geplant, multisensorische und multimediale Mittel einzugesetzen, so Herr Dr. von Ahn: „Objekte zum Fühlen, Hören, Riechen etc. machen die Geschichte für Besucherinnen und Besucher allgemein besser erfahrbar, vor allem aber auch für Menschen mit (Sinnes-) Einschränkungen. In diesem Rahmen ist mir wichtig, das Museum barrierefrei – auch im Sinne einer Zugänglichkeit mit dem Rollstuhl – zu machen.“

Innerhalb der Ausstellung wird es bald Stationen speziell für Kinder geben, die das Museum um eine spannende Schnitzeljagd bereichern sollen.

Der geheimnisvollen ägyptischen Figurine widmet das Museum einen eigenen kleinen Raum, in dem sie nicht nur würdig präsentiert wird, sondern in dem man auch mehr über ihre Geschichte und ihre Reise an die Saar erfahren kann.

Museumspädagogik

Geplant sind verschiedene Gruppenführungen zu besonderen Themen, bei denen im Anschluss gebastelt, getöpfert oder römisch gekocht werden darf. Zurzeit wird hierfür ein Raum extra hergerichtet und ausgestattet.
Dr. Jürgen von Ahn plant außerdem spezielle museumspädagogische Angebote für Schulklassen aus Dillingen und den Nachbargemeinden.
Ortsansässige Vereine und Gruppen werden den Arbeitsraum ebenfalls nutzen können.

Veranstaltungen

Die große Fläche in der ehemaligen Scheune des Museums steht weiterhin als Raum für Veranstaltungen, wie Konzerte, Vorträge, Empfänge und ähnliches zur Verfügung. Auch interessante regionale/überregionale Sonderausstellungen und Erwachsenenkurse sind in Planung.

 

Das können Sie aktuell erleben

Als Aktions- und Erlebniszone für die ganze Familie hält ganzjährig ein Römerpark die Erinnerungen an den Vicus wach. Sie finden ihn direkt beim Museum. Er ist frei zugänglich.

Außerdem findet jährlich Anfang September im Römerpark das Pachtener Römer- und Keltenfest statt. Sie sollten es auf keinen Fall verpassen!

 

Besuchen Sie das Pachtener Römer- und Keltenfest!
Pachtener Römer- und Keltenfest (Foto: Dr. Jürgen von Ahn)
SChön für kleine Römerfans: derRömerpark in Dillingen/Saar
Römerpark in Dillingen/Saar (Foto: Martin Luxenburger)