Römisch Kochen und Genießen
Die Römerinnen und Römer waren Genussmenschen - dafür steht nicht nur der Name des weltberühmten antiken Gourmets Lukullus. Auch den Weinbau an der Mosel verdanken wir ihnen. Nutzen Sie am besten die kalten nassen Tage - an denen es draußen ohnehin viel zu ungemütlich ist - um römisch zu kochen und zu genießen!
Wie Sie wissen, war das Römische Imperium riesig und entsprechend vielfältig. Es erstreckte sich in seiner größten Ausdehnung von Nordafrika bis nach Britannien. Entsprechend vielfältig müssen wir uns die Küche vorstellen! Es gab wenige sehr reiche Römer, die im Luxus schwelgten, und arme, die sich nur das Nötigste leisten konnten. Das normale Alltagsessen bestand daher eher aus Getreidebrei als aus Nachtigallen-Zungen.
Der Senator, Feldherr und Feinschmecker Lukullus steht heute wie in der Antike für besondere kulinarische Genüsse, so fantastisch waren wohl seine Gastmähler. Aber es geht auch weniger exotisch.
Das bekannteste antike Kochbuch stammt von einem anderen reichen Römer: „De re Coquinaria“ von Marcus Gavius Apicius.
Apicius hat das geschafft, was für Johann Lafer, Tim Mälzer und ihre Kochstar-Kollegen ein Traum wäre: Kochbücher für die Ewigkeit zu schreiben! Sein Kochbuch wird seit 2.000 Jahren gelesen – und nicht nur das: Es wird auch danach gekocht.
Apicius überlieferte uns eine urbane römische Küche aus der Zeit von Kaiser Tiberius (* 16. November 42 v. Chr., † 16. März 37 n. Chr.), die sich eher die damalige Oberschicht leisten konnte. Für uns ist dieser antike Luxus durchaus bezahlbar. So haben sich die Zeiten geändert!
Rezepte zum Nachkochen


Fisch oder Fleisch? Wenn Sie diesen beiden Links folgen, finden Sie zwei Rezepte, die Sie leicht nachkochen können:
Diese beiden Rezepte stammen von Apicius und wurden von dem Experimental-Römer Edgar Comes für die moderne Küche aufbereitet (aus: „Römer-Kochbuch“, erschienen im Zauberfeder-Verlag), so dass nicht schon gleich die Zutatenliste eine unüberwindbare Hürde darstellt. So können Sie zum Beispiel anstelle der allgegenwärtigen römischen Fischsauce eine handelsübliche thailändische oder chinesische Fischsauce nehmen.
Vegetarische Rezepte online finden Sie auf der Website der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz. Sie sind ebenfalls gut nach zu kochen.
Diese modernen Beilagen kannten die Römer nicht:
Wenn Sie „römisch“ genießen wollen, sind Sie bei den Beilagen ziemlich eingeschränkt: Es waren keine Kartoffeln und auch keine Nudeln bekannt. Reis wurde wohl in den östlichen Provinzen angebaut, spielte aber beim Kochen nur als Bindemittel eine Rolle. Getreide wurde gemahlen und in Form von Getreidebrei, Brot und anderen Backwaren verarbeitet. Mit Vollkornbrot als Beilage können Sie also nichts falsch machen!
Römische Küche ≠ italienische Küche:
Auch wenn Tomaten in der in der italienischen Küche allgegenwärtig sind: Sie stammen aus Süd- und Mittelamerika und wurden erst nach der Entdeckung Amerikas in die europäische Küche eingeführt!
- Avocado
- Erdnuss
- Gartenbohnen/Grüne Bohnen (allerdings gab es Dicke Bohnen, Augenbohnen u.ä.)
- Gartenkürbis (Flaschenkürbisse wurden aber gegessen)
- Kakao
- Kartoffeln
- Mais
- Paprika, Peperoni, Chili
- Tomaten
- Truthahn/Pute
- Vanille
kräftige süß-sauer-scharfe Gewürzkombinationen mit…
- Traubensirup (Defrutum)
- Fermentierter Fischsauce (Liquamen/Garum)
- Honig
- Kreuzkümmel
- Liebstöckel
- Oregano
- Petersilie
- Pfeffer
- Poleiminze
- Weinraute
- Asant

Weinbau an der Mosel
Den Römern verdanken die deutschen, luxemburgischen und französischen Moselaner den Weinanbau. Das belegen nicht nur die Funde römischer Kelteranlagen, wie zum Beispiel bei Erden, Piesport und Brauneberg. Auch der römische Gelehrte, Dichter und Kaisererzieher Ausonius beschreibt in seiner „Mosella“ eindrucksvoll die Weinlandschaft in der Spätantike an der Mosel.
Wenn Sie also bei den Getränken zu Ihrem römischen Gericht nichts falsch machen wollen, dann können Sie getrost Wein genießen. Sie sollten sich dabei aber bewusst machen, dass in der Antike völlig andere Reben angebaut wurden als heute und auch die Kellertechnik eine andere war. Vermutlich schmeckte der Wein pur nicht ganz so gut, denn man trank sehr gerne gewürzte und gesüßte Weine. Außerdem verdünnte man ihn meist mit Wasser, damit er weniger Alkohol hatte.

Der Wintricher Winzer Roman Auler ist ein großer Römer-Fan und betreibt ein archäologisches Experimental-Weingut an der Mosel. Bei ihm können Sie viel über den Weinanbau zur Römerzeit erfahren und natürlich auch Weine probieren. Im Archäologiepark Römische Villa Borg ist er regelmäßig im Frühjahr mit einer kommentierten Weinprobe zu Gast. Sie können ihn aber auch in seinem Weingut besuchen und/oder „römischen“ Wein bei ihm beziehen – falls Sie keine Zeit haben, zum Veranstaltungstermin in die Villa Borg zu kommen.