Reise-Etappen einer alten Römerstraße wieder sichtbar gemacht
Ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Trier hat im Rahmen des Projektes ARGO keltische und römische Zeugnisse am Ausonius-Wanderweg erforscht und mittels Augmented Reality wieder sichtbar gemacht.
- Auf dem Ausoniusweg in 6 Tagesetappen von Bingen nach Trier
- Wanderwochenende auf den Spuren der Römer durch den Hunsrück
- Wanderwochenende mit Kindern
Mit im Gepäck sollten Sie unbedingt die kostenlose Smartphone-App ARGO haben:
Über diese App können Sie sich keltische und römische Zeugnisse als Augmented Reality ansehen, die längst nicht mehr physisch sichtbar sind. Ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Trier hat sie im Rahmen des Projektes ARGO zu neuem Leben erweckt.
Das sehen Sie mit ARGO:
Antike Reisende waren natürlich darauf angewiesen, unterwegs Unterkunft, Verpflegung und Werkstätten zu finden. Daher sorgten die Römer gleich mit dem Straßenbau auch für Straßensiedlungen. Sie waren sozusagen die Vorläufer unserer „Autobahnraststätten“. Zum einen konnten sich die Reisenden dort gut versorgen, zum anderen brachte der Verkehr einigen Wohlstand für die Einheimischen. Auch Tempel gab es, in denen Reisende die Götter um Beistand bitten konnten.
ARGO macht einige dieser Straßenstationen wieder sichtbar, und zwar nicht nur als Augmented Reality vor Ort, sondern auch mittels Illustrationen und erläuternder Texte. Beides sehen und lesen Sie im Folgenden.
Darüber hinaus dokumentiert der moderne Archäologiepark Belginum bei Morbach-Wederath sehr gut, wie das Leben an einer antiken Fernstraße aussah. Ein guter Grund für einen Besuch!
Kirchberg: Römische Straßensiedlung Dumnissus
Kirchberg besitzt seit 1259 Stadtrechte und ist damit die älteste Stadt des Hunsrücks. Der Ort spielte aber schon viel früher eine wichtige Rolle in der Region: an einer Kreuzung der römischen Fernstraße von Trier zum Rhein mit weiteren alten Verbindungen befand sich vom 1. bis 4. Jahrhundert die Straßensiedlung (Vicus) Dumnissus. Auch wenn hier heute von dem Vicus nichts mehr zu sehen ist, der römische Dichter Ausonius verewigte den Ort, der auch in römischen Straßenkarten verzeichnet ist, in seinem um 370 n. Chr. verfassten Gedicht „Mosella“.
Und obwohl das Leben im 5. Jahrhundert weitgehend zum Erliegen gekommen war, erholte sich der Ort wieder seit dem 8. Jahrhundert. Die heutige Hauptstraße, der Markt und die Simmerner Straße liegen genau auf der römischen Trasse. Wie in römischen Straßensiedlungen üblich, war die Straße gesäumt mit zahlreichen sogenannten Streifenhäusern, die etwa 30 bis 40 Meter lang waren. Zur Straße hin, in der 10 Meter breiten Front, lagen Läden oder Werkstätten.
Dahinter befanden sich Wohnraum und weiter rückwärtig Schuppen, Hof und Brunnen. Ein Friedhof lag östlich der Siedlung an der Straße. Im Laufe der Zeit stieß man hier immer wieder auf steinerne Zeugen des Siedlungslebens, etwa Keramik und Münzen. Zwei Steinsärge aus dem 2. Jahrhundert, die an der Simmerner Straße gefunden wurden, sind im Hunsrück-Museum Simmern ausgestellt. Zur Erinnerung an die römische Fernstraße wurde am Westausgang der Stadt die Nachbildung eines römischen Leugensteines aufgestellt.
Beim nahen Ort Dill können Sie auf einem Stück Römerstraße wandern (natürlich rekonstruiert):
Heinzerath/Elzerath: Römische Straßenstation
Gleich zwei Wege führten aus dem römischen Trier zum Rhein und nach Mainz: eine kurze, hügelige für leichte Wagen und eine weite, eher ebene Strecke für schwere. Am Zusammenschluss dieser wichtigen Fernverbindungen hatte sich bei Morbach im Hunsrück ab dem 1. Jahrhundert eine kleine Ortschaft beiderseits der Straße entwickelt, nicht weit davon lag ein Tempelbezirk.
Von der Straßenstation ist heute nichts mehr zu sehen. Aber Archäologen fanden in den 1960er Jahren bei Ausgrabungen in einem Ausschnitt des Areals Anhaltspunkte für vier Gebäude: Der erste Bau, direkt an der Straße gelegen, enthielt mehrere große Räume und war von einer Kanalrinne umgeben. In einem dieser Räume fand man eine Vorrichtung, die als Herdstelle gedient haben kann, sowie einen Brunnen. Daneben schlossen sich ein Vorratsraum und ein kleines Nebengebäude an.
Von der Hauptstraße ging eine Stichstraße ab, an der weitere Gebäude angesiedelt waren. Eines davon verfügte über einen Keller. Die Grabungen gaben nicht nur Aufschluss über die Grundrisse, sondern auch über die Beschaffenheit der Häuser: Auf einem niedrigen Mauerwerkssockel werden Fachwerkwände gestanden haben. Rund 500 Meter hinter dem Haus verlief ein Palisadenzaun, der die gesamte Straßenstation umgab und diese vor ungeliebten Eindringlingen schützte.
Elzerath: Römischer Tempel der Straßenstation
Zur römischen Straßenstation von Eltzerath/Heinzerath gehörte ein heiliger Bezirk mit einem kleinen Tempel, der vom 2. bis 4. Jahrhundert genutzt wurde. Im Süden des Bezirkes kam 1963 bei Ausgrabungen ein kleiner quadratischer Tempelbau zum Vorschein, den Sie hier rekonstruiert sehen. Möglicherweise existierte die mit großen Quarziten begrenzte Fläche bereits in der keltischen Zeit.
Kulturzentrum und Archäologiepark Belginum: Gallo-römischer Umgangstempel und Grabdenkmal
Der römische Vicus Belginum war als kleinstädtische Siedlung Zentralort für die Region (pagus). Mehrere heilige Bezirke lagen an der Westseite des Vicus. Hier fanden Versammlungen zur Selbstverwaltung und zur Verehrung der Götter statt.
In jedem der Kultbezirke dominierte ein gallo-römischer Umgangstempel, ein in den gallischen (ehemals keltischen) Gebieten eigener Bautypus. Um die höhere Cella mit dem Kultbild führte unter niedrigerem Dach ein Umgang als Prozessionsweg.
Ausgrabungen in der Cella des Tempels im 43 x 44 m großen Bezirk 2 haben unter dem römischen Niveau in einer älteren Schicht eine Grube und einen Quarzitblock neben zwei Pfostenlöchern erbracht. Gräben außerhalb des Tempels bargen neben anderen Funden Scherben aus dem 3./2. Jh. v. Chr. Weitere Quarzitblöcke könnten – wie genauer im Bezirk 3 dokumentiert – zu einer Kreissetzung von 20 m Durchmesser gehört haben. Keramik und Knochenfunde von Haustieren geben Hinweis auf Tieropfer und begleitende religiöse Bankette im Rahmen von Versammlungen.
Die Umgangstempel lösten noch in der 1. Hälfte des 1. Jh. ältere Strukturen ab. Damit ist auch für diesen Sektor analog zur Besiedlung des Vicus und der Belegung des Gräberfeldes eine lange Tradition und Kontinuität über sechs Jahrhunderte seit dem 3. Jh. v. Chr. gegeben.
So sieht der Archäologiepark Belginum heute aus:
Über diesen Link finden Sie weitere Infos über den Archäologiepark Belginum!