Konstantinische Deckenmalerei und das frühchristliche Erbe in Trier

Besuchen Sie den Dom und die Ausgrabungen unter der Dom-Information in Trier. Außerdem wartet im Museum am Dom ein einzigartiges Denkmal spätantiker Kunst auf Sie!

Das römische Erbe Triers beschränkt sich nicht nur auf Römerbauten wie Porta Nigra, Kaiserthermen und Amphitheater. Auch der Dom gehört dazu.

Seit ungefähr 270 nach Christus gibt es in Trier bereits eine christliche Gemeinde! Auch die Namen ihrer ersten beiden Bischöfe sind uns überliefert:

  • Eucharius (3. Jh., Zeit der großen Christenverfolgungen, militärische Bedrohungen Galliens durch Franken und Alamannen)
  • Valerius (2. Hälfte des 3. Jhs)

Die Steinsarkophage mit ihren sterblichen Überresten finden Sie in der Krypta der Trierer Abtei St. Matthias.

Die erste christliche Gemeinde versammelte sich vermutlich in einer Hauskirche innerhalb der Stadtmauern. Unter Bischof Agritius entstand dann zwischen 310 und 320 über einem Wohnhaus eine erste große Basilika. Reste von ihr sehen Sie heute in den Ausgrabungen unter der Dom-Information.

In den Folgejahren wurde dieser erste Sakralbau nach Norden und nach Osten zu einer monumentalen Kirchenanlage erweitert: Unter Bischof Maximin (329 bis 346) wuchs er auf vier Basiliken an, erhielt ein Baptisterium (eine Taufkirche) und zahlreiche Nebengebäude. Damit wurde der Trierer Dom zur größten Kirchenanlage des 4. Jahrhunderts! Von dieser gigantischen sakralen Anlage sind nur noch der heutige Dom und die gotische Liebfrauenkirche „übrig“ geblieben. Die Außenmauern des ab 340 errichteten spätantiken „Quadratbaus“ bilden noch heute den Kern des Doms.

Dom und Domgrabung unter der Dom-Information

Der Trierer Dom St. Peter ist nicht nur die älteste christliche Kirche Deutschlands, sondern er dient auch seit seinen Anfängen im 4. Jahrhundert unserer Zeitrechnung ununterbrochen als Bischofskirche. Kein Wunder also, dass er zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt!

Dom und Liebfrauenkirche (Foto: Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH/Dominik Ketz)
Dom und Liebfrauenkirche (Foto: Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH/Dominik Ketz)
Das ist der römische Kernbau im Trierer Dom.
Römischer Teil des Trierer Doms (Foto: A. Kordel)

Vor rund 1.700 Jahren erstreckte sich die riesige Anlage vom heutigen Dombereich bis zum Hauptmarkt. Reste ihrer Grundmauern sind heute noch unter dem Dom, der Liebfrauenkirche und der Dom-Information zu sehen.

Ausgrabungen unter der Dom-Information in Trier (Foto: Dom-Information Trier/Rita Heyen)
Ausgrabungen unter der Dom-Information in Trier (Foto: Dom-Information Trier/Rita Heyen)
Ausgrabungen unter der Dom-Information in Trier (Foto: Dom-Information Trier/Rita Heyen)
Ausgrabungen unter der Dom-Information in Trier (Foto: Dom-Information Trier/Rita Heyen)
Trier, Dominformation, Ausgrabungen

Unter der Dom-Information finden Sie eine erste Keimzelle dieser eindrucksvollen Kirchenanlage: der erste Versammlungsraum einer christlichen Gemeinde, der nördlich der Alpen entdeckt wurde. Er wurde umgestaltet und entwickelte sich zur größten Kirchenanlage der Spätantike, aus der der heutige Dom hervor ging.

Führungen
Museum am Dom (Foto: A. Kordel)
Museum am Dom (Foto: A. Kordel)

Die UNESCO zählt den Trierer Dom zu den Kulturschätzen der Menschheit. Das Museum am Dom informiert Sie über seine Baugeschichte und zeigt Ihnen Schätze aus rund 1.700 Jahren Bistumsgeschichte. Besonders bemerkenswert sind die kostbaren Deckenmalereien, die einst einen Wohnpalast zierten, bis dieser dem frühchristlichen Dom weichen musste. Ein einzigartiges Denkmal spätantiker Kunst und ein gigantisches Puzzle für Restauratoren!


Konstantinische Deckenmalerei im Museum am Dom

Beitrag von Anna Hoppe.

Die unter dem Trierer Dom aufgefundenen Deckenmalereien, die heute im Museum am Dom in Trier zu sehen sind, wurden in über drei Metern Tiefe geborgen und in über zehnjähriger Puzzlearbeit aus mehr als 30.000 Fragmenten wieder zusammengesetzt. Sie stammen aus einem reich ausgestatteten Wohnpalast, der etwa ab dem Jahr 335 n.Chr. im Zuge des Ausbaus der großen frühchristlichen Kirchenanlage niedergelegt wurde.

1945/46 wurden durch den Archäologen Dr. Theodor K. Kempf bei Grabungen inmitten des Domes, etwa 3,50 m unterhalb des heutigen Kirchenbodens, Bruchstücke der antiken Putzdecke eines rechteckigen Raumes, der Teil einer ausgedehnten Wohnanlage war, gefunden.

Bereits frühere archäologische Untersuchungen durch den Domkapitular Johann Nikolaus von Wilmowsky im Jahr 1843 und den Museumsdirektor Johann Wiegand im Jahr 1906 hatten bemalte Putzstücke zu Tage gefördert. Das Ausmaß der Entdeckung erkannte jedoch erst Theodor K. Kempf. Er barg die in vielen tausend Bruchstücken liegende Decke und begann zusammen mit dem damaligen Restaurator P. Welter den Versuch der Zusammensetzung.

1951 konnten die ersten 6 Bilder der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Kempf hatte während der ersten Grabungsperiode lediglich die nördliche Hälfte des spätantiken Raumes untersucht, weswegen die eigentliche Dimension des Zimmers und damit auch die Zahl der Deckenbilder unbekannt waren. Erst 1967/68 wurde die südliche Hälfte freigelegt und damit auch die hier verborgenen Malereireste zugänglich.

Seit 1988 werden die Deckenmalereien im Museum am Dom Trier in einem eigenen Raum präsentiert.

Aus konservatorischen Gründen ist die Deckenmalerei an den Wandflächen und nicht an der Decke fixiert. 1993 wurde die Zusammensetzung und Konservierung der sogenannten „Schrägbänder“ abgeschlossen, die zusammen mit einer Rekonstruktion des Deckenunterbaues ebenfalls im Museum gezeigt werden.

 

Rekonstruktion eines spätantiken Raumes, Museum am Dom Trier (Foto: Rudolf Schneider)
Rekonstruktion eines spätantiken Raumes, Museum am Dom Trier (Foto: Rudolf Schneider)

Aber was veranschaulicht die Deckenmalerei?

In schachbrettartigem Wechsel sind sieben fliegende Erotenpaare, Eros und Psyche sowie sieben lebensgroße Brustbilder (drei Philosophen oder Dichter und vier Frauenbüsten) dargestellt. Das Frauenbildnis in der Mitte nimmt eine Sonderstellung ein und wird als Darstellung mit Porträtzügen gedeutet. Es dürfte sich um Maxima Fausta handeln, die seit 307 n. Chr. die Gattin Kaiser Konstantins war und im Jahre 326 n. Chr. wegen Ehebruchs getötet wurde. Gründe für diese Zuschreibung sind u.a. die Position des Bildes an der Decke sowie die zeitgenössische Frisur der Dargestellten. Die Maxima Fausta begleitenden Personifikationen und Darstellungen verdeutlichen Wohlergehen, Bildung und Reichtum als Ausdruck des am kaiserlichen Hof propagierten glücklichen Zeitalters („felicitas temporum“).

Die Bilder der Trierer Decke zeigen eine Qualität, die weit über das hinausgeht, was sonst an spätantiker Malerei in den Provinzen erhalten ist. Durch den geschlossenen Fundkomplex sind sie ein bedeutendes Objekt spätantiker Kunst, dem nur wenige Denkmäler an die Seite gestellt werden können.

Dame mit Schmuck, Museum am Dom Trier (Foto: Rudolf Schneider)
Dame mit Schmuck, Museum am Dom Trier (Foto: Rudolf Schneider)
Dame mit Spiegel, Museum am Dom Trier (Foto: Rudolf Schneider)
Dame mit Spiegel, Museum am Dom Trier (Foto: Rudolf Schneider)
Erotenpaar, Museum am Dom Trier (Foto: Rudolf Schneider)
Erotenpaar, Museum am Dom Trier (Foto: Rudolf Schneider)
Konstantinische Deckenmalerei gesamt, Museum am Dom Trier (Foto: Rudolf Schneider)
Konstantinische Deckenmalerei gesamt, Museum am Dom Trier (Foto: Rudolf Schneider)

[Literatur: Weber, Winfried: Constantinische Deckengemälde aus dem römischen Palast unter dem Dom, 4. Auflage, 2000.]