Karneval im alten Rom

Alkoholexzesse, Verkleidungen, alle sittlichen und sozialen Schranken fallen: Wem kommt das - gerade jetzt - bekannt vor? Die Rede ist allerdings nicht von Karneval in Köln, Fasching in Mainz oder ähnlichen neuzeitlichen Ausschweifungen. Folgen Sie Brigitte Wies in die Antike...

Im alten Rom herrschten seit etwa dem 5. Jahrhundert v. Chr. im Dezember drei Tage Ausnahmezustand. Nach der Ernte zogen tausende Bauern nach Rom, um Saturn, dem Gott der Aussaat, dessen Tempel auf dem Forum Romanum stand, zu danken. Herren verkleideten sich als Sklaven, Sklaven als Herren, es wurde gegessen, getrunken, gefeiert. Während der Saturnalien herrschte in ganz Rom Volksfeststimmung.
 
Im 3. Jahrhundert v. Chr. wurden im Zuge der imperialistischen Bestrebungen Roms viele Bauern für das römische Heer rekrutiert. Die Saturnalien wurden fortan nur sporadisch begangen.
Doch als im Jahr 218 v. Chr., nach Hannibals Zug über die Alpen, Karthago, der Erzfeind Roms, den Römern etliche Niederlagen beibrachte, wurde dies als Zorn der Götter gedeutet. Die Priester rieten dazu, die Götter durch ein Festmahl für die ganze Bevölkerung zu versöhnen. Dafür wurden für einen Tag und eine Nacht die Saturnalien ausgerufen. Als Datum wurde der 17. Dezember festgelegt, der Tag, an dem 497 v. Chr. der Tempel des Saturn eingeweiht wurde. Im römischen Kalender wurde dieses Datum sogar als Feiertag für alle Bürger Roms festgelegt.
 
An diesem Festtag brachten nicht nur die Priester dem Saturn Opfer dar, es wurde auch nicht gearbeitet, Recht gesprochen oder Politik gemacht. Charakteristisch war auch das Vertauschen der Kleidung und Rollen von Herrn und Sklaven. Sklaven durften ihre Herren verspotten, maßregeln und ihnen die Meinung sagen. Es wurde nicht eben mäßig getrunken, gegessen und gespielt, Prüderie gab es stattdessen, wenn überhaupt, nur in sehr geringem Maß.
 
Sogar noch zu Zeiten des ersten christlichen Kaisers Konstantin, dessen Herrschaft von 306 – 337 n. Chr. dauerte, wurden die Saturnalien gefeiert. Erst danach setzten sich die klerikalen Kritiker durch, die dieses heidnische Fest ablehnten.
 
Im Rheinland hat sich trotz Klerus der Karneval durchgesetzt. So wird auch in der Eifel kräftig Karneval gefeiert. In der Gemeinde Nettersheim geht am Rosenmontag nach zweijähriger Corona-Pause nun wieder ein Karnevalsumzug in Marmagen und es finden zahlreiche Sitzungen und Feiern der verschiedenen Karnevalsvereine statt.
In diesem Sinne wünschen wir auch Ihnen viel Freude mit „Alaaf“, „Helau“ und „Wauwau“ (dem Narrenruf des Nettersheimer Karnevalsvereins „Löstige Höndche“)!
(Autorin dieses Beitrages: Brigitte Wies, Gemeinde Nettersheim)

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