Gladiatoren – Superstars mit Todesmut

Besuchen Sie die aktuelle Sonderausstellung im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken und besichtigen Sie gleich zwei interessante Denkmäler zum Thema "Brot & Spiele". Vielleicht begegnen Sie sogar einem echten Gladiator...

Film und Fernsehen vermitteln ein blutrünstiges Bild von Gladiatoren: Muskulöse Kämpfer – meist Sklaven oder Kriegsgefangene – treten Mann gegen Mann zum tödlichen Zweikampf an.

Diese Vorstellung der Gladiatur trifft allerdings nur für einen Teil der Geschichte zu:

Ziegel mit dem Graffito eines Gladiators (Foto: © René Müller, Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA))
Ziegel mit dem Graffito eines Gladiators (Foto: © René Müller, Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA))

Tatsächlich war die Ausbildung zum Gladiator hart und ähnelte unserem heutigen Hochleistungssport. Der Kampf an speziellen Waffen erforderte Kraft, Geschicklichkeit und Taktik. Teilweise wurden Gladiatoren jahrelang trainiert, um im Amphitheater bestehen zu können. Mit dieser Investition der Gladiatorenschulen in die Ausbildung waren sie viel zu wertvoll, um sie bei einer Niederlage einfach zu opfern! Häufig wurden sie begnadigt, gerade dann, wenn sie das Publikum mit einem spannenden, mutigen und würdevollen Kampf begeistert hatten. Erfolgreiche Gladiatoren stiegen zu regelrechten Superstars auf! Und sie hatten die Chance, sich irgendwann freizukaufen, denn sie erhielten einen Anteil vom Erlös ihrer Siege. Auch Frauen gab es übrigens in diesem Metier!

Über die Sonderausstellung

Gladiatoren – Superstars mit Todesmut

Vom 14. September 2024 bis 1. Juni 2025
Museum für Vor- und Frühgeschichte, Saarbrücken

Freuen Sie sich auf eine anschauliche Inszenierung der Exponate: Gleich zu Beginn ihres Ausstellungsbesuchs treffen Sie auf fünf Gladiatoren und Gladiatorinnen, die Ihnen ihre fiktiven, aber authentischen Lebensgeschichten erzählen. Mit analogen Texten sowie Action Bound-Touren tauchen Sie auf sehr persönliche und emotionale Weise in das Thema ein. So wird Ihnen nicht nur auf lebendige Art und Weise Wissen über die einzelnen Ausstellungsobjekte vermittelt, sondern Ihnen eröffnen sich auch unterschiedliche Perspektiven auf das Thema „Gladiatur“ und andere Aspekte des Lebens im Römischen Kaiserreich – je nach gesellschaftlichem Hintergrund der einzelnen Gladiator*innen.

Öllämpchen mit der Darstellung eines Gladiatorenkampfes (Foto: © Astrid Garth, GDKE-Landesmuseum Mainz)
Öllämpchen mit der Darstellung eines Gladiatorenkampfes (Foto: © Astrid Garth, GDKE-Landesmuseum Mainz)
Weihealtar an die Göttin Fortuna (Foto: © Astrid Garth, GDKE-Landesmuseum Mainz)
Weihealtar an die Göttin Fortuna (Foto: © Astrid Garth, GDKE-Landesmuseum Mainz)

Dies werden Sie sehen:

Die aktuelle Sonderausstellung basiert auf einer Wanderausstellung, die vom Archäologischen Museum der Stadt Kelheim konzipiert wurde. Ergänzend dazu beleuchten über 30 Objekte aus Museen in Frankreich und Rheinland-Pfalz sowie dem Landesdenkmalamt des Saarlandes und der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz zentrale Facetten des Themas.

Rekonstruktion einer römischen Wasserorgel (Foto: © René Müller, Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA))
Rekonstruktion einer römischen Wasserorgel (Foto: © René Müller, Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA))
  • Lebensgroße Figuren von Gladiatoren mit ihrer unterschiedlichen Ausrüstung vermitteln ein anschauliches Bild der einzelnen Gladiatorengattungen und der Art und Weise, wie in welchen Konstellationen der Kampf in der Arena stattfand.
  • Von der Beliebtheit einzelner Kämpfer zeugen erhaltene Graffiti des 1. Jh. n. Chr. mit Darstellungen von Gladiatoren – oft mit ihrem Namen und der Anzahl ihrer Siege versehen, die Fans an Häuserwänden der antiken Städte hinterlassen haben.
  • Teile von Arztbestecken aus dem Historischen Museum der Pfalz Speyer geben Zeugnis von den Behandlungsmöglichkeiten verschiedener Verletzungen.
  • Zudem vermitteln Darstellungen von Gladiatoren auf verschiedenen Objektgattungen (u.a. kleine Statuetten und Öllämpchen) das vorherrschende Körperbild.
  • Ein weiterer Fokus wird auf die Popularität der Kämpfe an sich und den Ablauf eines Spektakels gelegt. Zentrales Objekt zur Veranschaulichung dieser Thematik ist der Mosaikfußboden der römischen Villa in Nennig, das in drei Detail-Repliken sowie als Gemälde in der Ausstellung präsent ist, sowie die originalen Gladiatoren-Mosaike aus dem Musée de la Cour d’Or in Metz.
  • Die musikalische Begleitung der Kämpfe, die eine wichtige Rolle in der Erzeugung von Spannung in der Arena spielte, wird u.a. durch die Rekonstruktion einer antiken Orgel vom Leibniz-Zentrum für Archäologie visualisiert.
  • Das Thema der Tierhetzen, die am Vormittag stattfanden, wird durch eine kleine Figur, die den Angriff eines wilden Löwen auf einen Menschen zeigt, in seiner ganzen Dramatik greifbar.
  • Abschließend widmet sich die Ausstellung interaktiv der Reflexion ausgewählter Themen, wie der Präsenz von Frauen in der Arena und dem Superstar-Kult, der die Gladiatoren umgibt.
  • Eine Mal- und eine Fotostation für Kinder ergänzen diesen Bereich.

Adresse:

Museum für Vor- und Frühgeschichte
Schlossplatz 16
66119 Saarbrücken

(Kontaktdaten siehe rechts)

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr
Mittwoch: 10 bis 20 Uhr

⇒ Beachten Sie bitte mögliche Änderungen unter dem Weblink rechts!

 

Gladiatorenmosaik in Nennig

Verbinden Sie Ihren Ausflug zur Ausstellung in Saarbrücken doch gleich mit einem Besuch des grandiosen Gladiatorenmosaiks in der Römischen Villa Nennig an der Obermosel!

Gladiatorenmosaik in Nennig (Foto: Tom Gundelwein)
Gladiatorenmosaik in Nennig (Foto: Tom Gundelwein)

Der prachtvolle Mosaikboden der Römischen Villa Nennig zählt zu den bedeutendsten seiner Art nördlich der Alpen und zu den wenigen, die heute noch am originalen Fundplatz zu besichtigen sind. Mit dem vor etwa 150 Jahren errichteten Schutzbau gehört der Standort der einstigen Palastvilla in Nennig zu den ältesten musealen Präsentationen archäologischer Befunde in Deutschland.

Tierkopf, Ausschnitt aus dem Gladiatorenmosaik in Nennig (Foto: Tom Gundelwein)
Tierkopf, Ausschnitt aus dem Gladiatorenmosaik in Nennig (Foto: Tom Gundelwein)

Bei Feldarbeiten entdeckte ein Landwirt 1852 ein Stück des Mosaiks aus bunten, leuchtenden Steinen mit der Darstellung eines Löwen. Von dem Fund benachrichtigt, veranlasste die Gesellschaft für nützliche Forschungen in Trier die vollständige Freilegung des Mosaikbodens und die Errichtung des Schutzhauses. Später einsetzende Grabungen führten zu der Untersuchung des gesamten Areals der ehemaligen Palastvilla, die nach Ausmaßen und Ausstattung als eine der großartigsten Anlagen dieser Art in den ehemaligen Provinzen des Römischen Reiches anzusehen ist.

So imposant war die Römische Villa:

Allein der Mittelbau hatte eine Frontlänge von nahezu 140 m. An seinen Seiten flankierten vorspringende Seitenflügel wirkungsvoll den Eingangsbereich und ein Wandelgang von 250 m Länge führte von dem südlichen Seitenbau zu einem gesondert liegenden Badegebäude. Im Zentrum der Villa befand sich die große Empfangshalle, die mit dem etwa 160 m² großen, kostbaren Mosaikboden ausgelegt war, in dessen Gestaltung ein mit Marmorplatten verzierter Brunnen integriert ist.

Musiker mit Wasserorgel, Ausschnitt aus dem Gladiatorenmosaik in Nennig (Foto: Tom Gundelwein)
Musiker mit Wasserorgel, Ausschnitt aus dem Gladiatorenmosaik in Nennig (Foto: Tom Gundelwein)

Das streng gegliederte Mosaik ist wie ein Teppich über imitierten schwarzweißen Marmorfliesen ausgebreitet. Den ornamentalen Rahmen bilden Rautensterne, Rechtecke, Trapeze und Quadrate, die sowohl mit floralen als auch mit geometrischen Mustern ausgeschmückt sind. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf dem quadratischen Gladiatorenbild und den sechs oktogonalen Medaillons, die weitere Szenen aus der Welt des Amphitheaters veranschaulichen.

Gladiatorenkampf, Ausschnitt aus dem Gladiatorenmosaik in Nennig (Foto: Tom Gundelwein)
Gladiatorenkampf, Ausschnitt aus dem Gladiatorenmosaik in Nennig (Foto: Tom Gundelwein)

Die im Jahr 1960 vom Landesmuseum Trier geleiteten Restaurierungsmaßnahmen führten zu der Erkenntnis, dass das Mosaik zu Beginn des 3. Jh. n. Chr. geschaffen wurde. Eine Multimedia-Präsentation im Museumsgebäude gibt Auskunft über die Geschichte und Deutung der Villa und zeigt eine dreidimensionale Rekonstruktion der Gesamtanlage.

Ein weiteres römisches Relikt in unmittelbarer Nähe:

Am südlichen Ortseingang von Nennig liegt der gut sichtbare Grabhügel „Mahlknopf“. Der mit einer aufwändigen Stützmauer eingefasste Hügel besitzt einen Durchmesser von 40 m und ist wohl in das 2. Jh. n. Chr. zu datieren.

Adresse & Kontakt:

Römische Villa Nennig
Römerstraße 11
66706 Perl-Nennig

Tel.: (+49) 06866/1329

Öffnungszeiten:

April bis Oktober:
Montag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr
Feb., März, Nov.:
Montag bis Sonntag von 11 bis 16 Uhr

⇒ Beachten Sie bitte mögliche Änderungen unter dem Weblink rechts!

 

Amphitheater in Trier

Wer so tief in die Gladiatur der römischen Antike eintaucht, sollte auch zu einem Originalschauplatz reisen! In Trier gibt es ein Amphitheater, das zum UNESCO Welterbe zählt.

Nach dem Besuch der Sonderausstellung im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken und einem langen Blick auf das Gladiatorenmosaik in Nennig können Sie sich jetzt auch sehr gut vorstellen, wie es im Amphitheater in Trier aussah:

Gladiator Valerius im Amphitheater (Foto: Trier Tourismus und Marketing GmbH)
Gladiator Valerius im Amphitheater (Foto: Trier Tourismus und Marketing GmbH)

Bis zu 18.000 Zuschauerinnen und Zuschauern sitzen jubelnd auf den ca. 22 Meter hohen Rängen. Unten in der Arena findet ein spannendes Spektakel mit Kämpfen zwischen Gladiatoren statt, aufwendig inszeniert mithilfe einer modernen Bühnenmaschinerie (einer Art Aufzug, der aus dem Keller Menschen, Tiere, Bühnenbilder und Requisiten nach oben transportieren kann). In der Mauer, die die Kampfarena umgibt, sind Käfige und Räume eingelassen, in denen Menschen und Tiere auf ihren Einsatz warten.

Aber nicht nur Blutrünstiges gab es im Amphitheater zu sehen, es wurde auch für Versammlungen oder religiöse Feste genutzt. Außerdem bemerkenswert: Der Bau wurde vermutlich als Tor in die Stadtmauer integriert.

Mit Ende des Römischen Weltreichs verlor das Amphitheater seine Funktion, und es verkam zum Materiallager und Steinbruch. Später wuchsen auf den Hängen, die schon lange keine Sitzplätze mehr boten, Weinreben. Heute ist die ehemalige Veranstaltungsarena ein interessantes römisches Baudenkmal, das Sie von den obersten Rängen bis in den Keller besichtigen können.

Hier treffen Sie einen Gladiator:

Gladiator Valerius im Amphitheater (Foto: Trier Tourismus und Marketing GmbH)
Gladiator Valerius im Amphitheater (Foto: Trier Tourismus und Marketing GmbH)

Auf dem Foto sehen Sie Valerius, der vor rund 1.800 Jahren im Amphitheater kämpfte. Er träumte von einem Leben in Ruhm und Reichtum, wohl wissend, dass nur wenige Gladiatoren diesen Aufstieg erreichen können. Die Menschen bewundern zwar ihren Mut und ihren Kampfeswillen, verachtet sie aber gleichzeitig als Unfreie. Nur wenigen Gladiatoren gelingt es zu überleben und sich freizukaufen. Überlebt hat Valerius. Doch um welchen Preis? Erfahren Sie es aus seinem eigenen Mund!

⇒ Eine fiktive Geschichte von Dominique Caillat, gespielt von einem professionellen Schauspieler (wechselnde Besetzung; hier auf dem Foto: Isaac Boateng); Regie: Gabriele Mugdan.

 

Adresse:

Amphitheater
Olewiger Straße 25
54295 Trier

Tel.: (+49) 0651/9774-210

Öffnungszeiten:

ganzjährig geöffnet, genaue Infos siehe unter dem Weblink rechts

Erlebnisangebote

Zur Römischen Villa in Nennig gibt es eine sehr interessante und wahre Story:

Tatort Römervilla: Der Inschriftenfälscher von Nennig.

Klicken Sie auf den Titel, um zur Geschichte zu gelangen.