Ein römisches Bauopfer aus der Trierer Südallee

Sehen Sie sich diesen interessanten Neufund im Rheinischen Landesmuseum Trier an! Unter dem Label „ARCHÄOLOGIE AKTUELL“ zeigt das Rheinische Landesmuseum Trier regelmäßig spannende Entdeckungen der Landesarchäologie als Kabinettpräsentationen im Foyerbereich. Ziel ist es, zeitnah Schlaglichter zu setzen auf Grabungsprojekte, Fundbergungen und nachfolgende Konservierungs- und Forschungsarbeiten hinter den Kulissen des Museums.

Diesen alten Brauch kennen Sie bestimmt: Bei der Grundsteinlagung für ein Gebäude wird eine Zeitkapsel verbaut, die Zeugnisse aus der Erbauungszeit enthält. Es sind Botschaften an nachfolgende Generationen, die erleben, wie das Gebäude abgerissen und der Grundstein wieder freigelegt wird.

Aus früheren Epochen und anderen Kulturen kennen wir vergleichbare Bräuche, aber es geht nicht immer nur um Botschaften an die Zukunft. Viele sind als Opfergaben zu verstehen, um die Götter gnädig zu stimmen. Sie sollen das Haus schützen und den Bewohnerinnen und Bewohnern Glück und Wohlstand spenden. Opfergaben funktionieren nach dem Grundprinzip: Ich gebe dir, damit du mir gibst.

Aktueller Neufund:

Bauopfer aus der Grabung in der Südallee in Trier (Foto: GDKE / Rheinisches Landesmuseum Trier, Foto: Th. Zühmer)
Bauopfer aus der Grabung in der Südallee in Trier (Foto: GDKE / Rheinisches Landesmuseum Trier, Foto: Th. Zühmer)

Bei Ausgrabungen in der Trierer Südallee im März 2024 wurde ein römisches Bauopfer gefunden, das die Erbauer eines Privathauses Ende des 2. bis Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. unter der Fundamentmauer eingesetzt hatten. Der Keramikbecher mit Deckel enthielt Speisereste als Opfergabe für die Götter der Unterwelt, um ihren göttlichen Segen zu erbitten. Sein Inhalt wurde inzwischen in den Restaurierungswerkstätten des Landesmuseums genauer untersucht, und es stellte sich heraus, dass er Getreidebrei mit Fischsauce enthielt. Kleine Fischknöchelchen lassen vermuten, dass die Sauce nicht filtriert und somit von einfacher Qualität war. Getreidebrei – lat. puls – war das Grundnahrungsmittel vieler Römerinnen und Römer.

Weitere Bauopfer:

In Trier wurden bisher insgesamt nur vier Bauopfer gefunden, was wohl vor allem daran liegt, dass sie selten als solche eindeutig zu identifizieren sind.

Römische Bauopfer aus Trier und Zeitkapsel von 1908 (Foto: GDKE / Rheinisches Landesmuseum Trier, Foto: Th. Zühmer)
Römische Bauopfer aus Trier und Zeitkapsel von 1908 (Foto: GDKE / Rheinisches Landesmuseum Trier, Foto: Th. Zühmer)

In dieser Präsentation sind zwei weitere römische Bauopfer ausgestellt, die in den 1960er und 1990er Jahren ausgegraben wurden. Ganz links sehen Sie vier umgedrehte Tontöpfe, die man unter den Kaiserthermen fand. Ein Schweineknochen weist auf ein Schweinefleisch-Opfer hin. In der Mitte der Vitrine sticht ein Gesichtstopf hervor, der aus der Zeit um 200 n. Chr. stammt und im Keller eines antiken Wohnhauses vergraben worden war. Er enthielt einen kleinen Napf, in dem eine abgegriffene Bronzemünze lag. Unmittelbar vor dem Gesichtstopf fand man einen Pferdezahn und ein Schneckenhaus. Auch im Dach der 1908 errichteten Kopie der Igeler Säule, die sich im Innenhof des Rheinischen Landesmuseums befand, wurde bei ihrem Abbau 2021 eine „Zeitkapsel“ gefunden. Sie sehen sie in der Vitrine rechts.

Hier sind die Funde aktuell zu sehen:

Seit dem 3. September 2024 werden die Bauopfer und die Zeitkapsel für ca. 6 Monate im Rheinischen Landesmuseum in Trier ausgestellt. Sie finden sie im Nebenraum des Museumsfoyer, der zu den regulären Öffnungszeiten des Museums kostenfrei zugänglich ist. Über einen Touchscreen mit den Menü-Punkten „Entdecken“, „Bewahren“ und „Erforschen“ erfahren Sie alles Wissenswerte rund um die Funde. Die Kabinettpräsentation findet im Rahmen der Ausstellungsreihe „ARCHÄOLOGIE AKTUELL“ statt.

Über das Grabungsareal:

Vis à vis der Kaiserthermen erstreckt sich ein großes Baugelände, auf dem künftig die neue Hauptfeuerwache der Stadt Trier errichtet werden soll. Seit Anfang 2023 führt dort die Landesarchäologie Rheinland-Pfalz Ausgrabungen durch. Eine besondere Überraschung bot die Entdeckung einer antiken Kultstätte für den orientalischen Lichtgott Mithras. Herausragender Fund im Areal des kellerartig eingetieften Kultraums ist die Figur eines Dadophoren, eines Fackelträgers in orientalischer Tracht als charakteristischem Begleiter des Gottes. Es handelt sich um ein ca. 1,20 m großes Hochrelief aus Kalkstein. Das Mithräum soll trotz Baumaßnahmen auf jeden Fall erhalten werden.

Auf dem Grabungsareal wurden außerdem römische Wohnquartiere entdeckt, in deren Bereich Archäologinnen und Archäologen im März 2024 auch das Bauopfer – den Keramikbecher mit Deckel – fanden.

Fund aus dem Mithras-Heiligtum in Trier: Cautes, ein Begleiter des römisches Lichtgottes Mithras (Foto: GDKE / Rheinisches Landesmuseum Trier, Foto: Th. Zühmer)
Fund aus dem Mithras-Heiligtum in Trier: Cautes, ein Begleiter des römisches Lichtgottes Mithras (Foto: GDKE / Rheinisches Landesmuseum Trier, Foto: Th. Zühmer)

 

ARCHÄOLOGIE AKTUELL:

Unter diesem Label zeigt das Rheinische Landesmuseum Trier regelmäßig spannende Neufunde der Landesarchäologie als Kabinettpräsentationen im Foyerbereich. Ziel des Museumsteams ist es, zeitnah Schlaglichter zu setzen: auf Grabungsprojekte, Fundbergungen und nachfolgende Konservierungs- und Forschungsarbeiten hinter den Kulissen des Museums zum Erhalt und zur Erschließung des aus der Erde geborgenen Kulturerbes.