Römisches Bauopfer aus der Trierer Südallee
Sehen Sie sich diesen interessanten Neufund aus Trier an: Er beweist, dass schon die Römerinnen und Römer die Grundsteinlegung ihres Hauses mit einem besonderen Ritual zelebrierten.
Diesen alten Brauch kennen Sie bestimmt: Bei der Grundsteinlegung für ein Gebäude wird eine Zeitkapsel verbaut, die Zeugnisse aus der Erbauungszeit enthält. Es sind Botschaften an nachfolgende Generationen, die erleben, wie das Gebäude abgerissen und der Grundstein wieder freigelegt wird.
Aus früheren Epochen und anderen Kulturen kennen wir vergleichbare Bräuche, bei denen es aber nicht immer nur um Botschaften an die Zukunft geht. Viele sind als Opfergaben zu verstehen. Sie sollen die Götter gnädig stimmen und dafür gewinnen, das Haus zu schützen und den Bewohnerinnen und Bewohnern Glück und Wohlstand zu spenden. Opfergaben funktionieren nach dem Grundprinzip: Ich gebe dir, damit du mir gibst.
Seltener Grabungsfund aus dem Jahr 2024:

Bei Ausgrabungen in der Trierer Südallee im März 2024 fanden Archäologinnen und Archäologen ein römisches Bauopfer, das die Erbauer eines Privathauses Ende des 2. bis Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. unter der Fundamentmauer eingesetzt hatten. Der Keramikbecher mit Deckel enthielt Speisereste als Opfergabe für die Götter der Unterwelt, um ihren göttlichen Segen zu erbitten. Sein Inhalt wurde inzwischen in den Restaurierungswerkstätten des Landesmuseums genauer untersucht, und es stellte sich heraus, dass er Getreidebrei mit Fischsauce enthielt. Kleine Fischknöchelchen weisen darauf hin, dass die Sauce nicht filtriert und somit von einfacher Qualität war. Getreidebrei – lat. puls – bildete das Grundnahrungsmittel vieler Römerinnen und Römer.
Weitere Bauopfer:
In Trier fand man bisher insgesamt nur vier Bauopfer, was wohl vor allem daran liegt, dass sie selten als solche eindeutig zu identifizieren sind.

Auf diesem Foto sehen Sie zwei weitere römische Bauopfer, die in den 1960er und 1990er Jahren ausgegraben wurden. Ganz links finden Sie vier umgedrehte Tontöpfe, die man unter den Kaiserthermen fand. Ein Schweineknochen weist auf ein Schweinefleisch-Opfer hin. In der Mitte der Vitrine sticht ein Gesichtstopf hervor, der aus der Zeit um 200 n. Chr. stammt und im Keller eines antiken Wohnhauses vergraben worden war. Er enthielt einen kleinen Napf, in dem eine abgegriffene Bronzemünze lag. Unmittelbar vor dem Gesichtstopf fand man einen Pferdezahn und ein Schneckenhaus. Auch im Dach der 1908 errichteten Kopie der Igeler Säule, die im Innenhof des Rheinischen Landesmuseums stand, wurde bei ihrem Abbau 2021 eine „Zeitkapsel“ gefunden. Sie sehen sie in der Vitrine rechts.
Über das Grabungsareal:
Vis à vis der Kaiserthermen erstreckt sich ein großes Baugelände, auf dem künftig die neue Hauptfeuerwache der Stadt Trier errichtet werden soll. Seit Anfang 2023 führt dort die Landesarchäologie Rheinland-Pfalz Ausgrabungen durch. Eine besondere Überraschung bot die Entdeckung einer antiken Kultstätte für den orientalischen Lichtgott Mithras. Herausragender Fund im Areal des kellerartig eingetieften Kultraums ist die Figur eines Dadophoren, eines Fackelträgers in orientalischer Tracht als charakteristischem Begleiter des Gottes. Es handelt sich um ein ca. 1,20 m großes Hochrelief aus Kalkstein. Das Mithräum soll trotz Baumaßnahmen auf jeden Fall erhalten werden.
Auf dem Grabungsareal wurden außerdem römische Wohnquartiere entdeckt, in deren Bereich Archäologinnen und Archäologen im März 2024 auch das Bauopfer – den Keramikbecher mit Deckel – fanden.

Erlebnisangebote
Apropos Fischsauce: Wollen Sie mehr über die römische Küche erfahren? Wir haben wichtige und interessante Infos sowie Links zu Rezepten auf dieser Seite zusammengetragen.
Fotos: GDKE / Rheinisches Landesmuseum Trier, Th. Zühmer