Das Mithräum auf dem Saarbrücker Halberg
Die antike Mithras-Höhle nahe am Funkhaus des Saarländischen Rundfunks in Saarbrücken erzählt uns von einem alten Mysterienkult, der manches mit dem Christentum gemein hat. Seine Anhänger lebten in einer Siedlung an der Kreuzung zweier römischer Fernstraßen. Kommen Sie mit auf eine Spurensuche in Saarbrücken!
Römischer Vicus Saravus
Die Geschichte der Stadt Saarbrücken geht auf eine römische Straßensiedlung zurück, die wohl Saravus hieß. Sie lag verkehrsgünstig an der Schnittstelle zweier Fernstraßen, die sich zwischen Halberg und Saar kreuzten. Die eine verlief von Rom über Toul, Metz und Trier nach Köln, und die andere führte von der Champagne an den Oberrhein. Das war eine hervorragende Voraussetzung für gute Geschäfte mit Reisenden aus aller Welt! Von der Siedlung ist leider nicht mehr viel erhalten geblieben, aber es wird ein Marktflecken gewesen sein, wie wir ihn auch vom Römermuseum Homburg-Schwarzenacker her kennen (über die A623 und die A8 knapp 40 km von Saarbrücken entfernt).

So ähnlich könnte auch der Vicus von Saarbrücken ausgesehen haben: Streifenhäuser – heute würden wir Reihenhäuser sagen – säumten die Straßen und waren mit Ladenlokalen ausgestattet. Dazu gab es freistehende Häuser, Wirtshäuser und Gasthäuser sowie Arztpraxen. Tempel und Heiligtümer waren für Reisende wie Einheimische Anlaufstellen für Götterkulte. Über die Saar führte eine Brücke mit Steinpfeilern und eine Wasserleitung, die vom „Römerbrünnchen“ am Schwarzenberg zur Siedlung hin verlief, versorgte sie mit frischem Wasser.
Das Mithräum am Halberg in Saarbrücken
Die Bewohnerinnen und Bewohner der Vicus verehrten verschiedene Götter, zu denen auch Mithras gehörte. Anhand von Münzfunden wissen wir, dass sie die Felsengrotte am Halberg von der Mitte des 3. bis Ende des 4. Jahrhunderts nutzten. Neben den Münzen fanden Archäologinnen und Archäologen bei Ausgrabungen römisches Tongeschirr, darunter Opferschalen mit Ausguss sowie Lämpchen. Auch weitere Kleinfunde kamen zutage.
Mit dem Untergang des Weströmischen Reiches wurde das Mithräum absichtlich zerstört.


Über den Mithras-Kult
Der römische Mithras-Kult war ein Mysterienkult, der nur Männern vorbehalten war. Er erfreute sich besonders unter den Legionären Roms großer Beliebtheit und gelangte sozusagen „im Marschgepäck“ der Legionen in die Nordprovinzen des Römischen Reiches. Ob es sich beim Mithras-Kult um eine Neuerfindung der Römer handelt oder inwieweit der Kult von dem persischen Gott Mithra inspiriert ist, ist nicht sicher geklärt.
Mithras – Lichtgott und Erlöser:
Der Gott Mithras wurde von seinen Anhängern als Erlöser verehrt und ist in enger Verbindung zum römischen Sonnengott Sol zu sehen. Auch er ist eine Lichtgottheit und wurde im 4. Jh. sogar als Sol Invictus Mithras verehrt, also in einer Wesensgleichheit mit dem Sonnengott.
Der Legende nach hat Mithras den bösen Weltenstier gejagt, gefangen und in eine Höhle geschleppt. Er opferte ihn dort, um die Welt und alles Leben zu erneuern. Danach fuhr er zum Himmel auf und speiste dort gemeinsam mit dem Lichtgott Sol.
Dargestellt wird Mithras meist als Stiertöter in persischer Tracht. Seine wichtigsten Begleiter sind Cautes mit erhobener Fackel und Cautopates mit gesenkter Fackel. Beide sind Symbolfiguren für Tag und Nacht.
Festtage für Mithras:
Der Lichtgott Mithras wurde am Sonntag angebetet. Zwei große Jahresfeste zu seinen Ehren wurden gefeiert:
- seine Geburt am 25. Dezember (dem Abend der Wintersonnenwende nach dem Julianischen Kalender)
- sein Tod und seine Auferstehung zur Frühlings-Tagundnachtgleiche
Darüber hinaus wurde ihm einmal im Jahr symbolisch ein Stier geopfert.
Über den Mysterienkult:
Kann man über einen Mysterienkult wirklich viel sagen? Ein Mysterienkult lebt vom Geheimnisvollen, das sich nur den „Eingeweihten“ erschließt, daher sollte natürlich auch nichts nach außen dringen. Andererseits liegt es in der Natur des Menschen, dass er Geheimnisse schonmal ausplaudert. Daher lässt sich das Mysterium rund um Mithras mit aller Vorsicht ein wenig lüften:
Unter den Mitgliedern der Mithras-Kultgemeinschaft soll es strikte Hierarchien und strenge Gesetze gegeben haben. Die ausschließlich männlichen Mitglieder konnten offenbar sieben Weihegrade durchlaufen, und der Aufstieg war mit Prestige und Ansehen verbunden. Allerdings sollen die Prüfungen recht hart gewesen sein. Es gab wohl kultische Schauspiele, Opferzeremonien und gemeinsame Kultmahlzeiten. Geheime Rituale soll man mithilfe geschickter Lichteffekte inszeniert haben, was bei der Verehrung eines Lichtgottes in einer dunklen Höhle auch naheliegt.
Die bisher gefundenen Mithräen lassen darauf schließen, dass die Gemeinden klein waren und in der Regel weniger als 80 Mitglieder umfassten.
So sahen Mithräen meistens aus:
Die Kultstätten für Mithras wurden zumeist unterirdisch angelegt oder in Fels gehauen. Man baute sie wie künstliche Höhlen. Meist besaßen sie einen rechteckigen Grundriss und waren mit einem Tonnengewölbe versehen.

Genauso sieht man es auch auf dem Halberg: Eine natürliche Sandsteinhöhle hatte man zu einem 6 m langen, dreischiffigen Innenraum erweitert. Das Tonnengewölbe ist fast 4 m hoch. Vermutlich stand das Kultbild des Mithras vor der Rückwand, dort, wo jetzt eine Nachbildung angebracht ist. Vor der Höhle befand sich wohl ein Vorbau, in dem Installationen für Waschungen nachgewiesen werden konnten.
Saarbrücker Mithräum als christliche Wallfahrtsgrotte

Rund 1.000 Jahre später nutzten Gläubige die Höhle erneut: als christliche Wallfahrtsgrotte. Der Überlieferung nach soll hier der Hl. Arnual als Einsiedler gelebt und die Bevölkerung missioniert haben. Aus der Zeit der Wallfahrt hat sich eine Modellierform für die Herstellung von Medaillons erhalten, die eine Darstellung des letzten Abendmahls zeigt.
Wiederentdeckung der Mithras-Grotte
Die Mithras-Höhle wurde wiederentdeckt, als Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücken 1772 für den Landschaftspark zu seinem barocken Schlösschen auf dem Halberg eine künstliche Grotte in einer Felswand anlegen lassen wollte. Dort fand man Säulen und auch „Hieroglyphenzeichen“, wie vermerkt wurde. Dass es sich bei der Grotte um ein antikes Mithräum handelte, wusste man damals noch nicht.
Interesse an den historischen Funden hatte der Fürst definitiv nicht, denn seinen Baumaßnahmen fiel ein Großteil der Relikte zum Opfer. Einige Fundobjekte sind glücklicherweise dennoch erhalten geblieben und heute im Museum für Vor- und Frühgeschichte zu sehen. Sie sollten daher auf jeden Fall hingehen! Sehen Sie sich gleich auch noch die anderen römischen Exponate an, die im Museum ausgestellt werden.

- Ort: Schlossplatz 16 in Saarbrücken, direkt neben dem Schloss
- Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10–18 Uhr; Mittwoch bis 20 Uhr
→ Kontaktdaten finden Sie oben rechts.
Mit dem Auto oder Bus zum Besucherparkplatz des Saarländischen Rundfunks auf dem Halberg, Franz-Mai-Straße, 66121 Saarbrücken; von dort Fußweg (beschildert, ca. 10 Min.)
Rundweg zu Zeugnissen aus rund 2.000 Jahren, die durch 19 Informationstafeln gekennzeichnet und beschrieben sind.
Dazu zählen:
- römisches Mithräum
- Relikte des Fürstenhauses Nassau-Saarbrücken und seines Barockschloss Monplaisir aus dem 18. Jh.
- heutiges Schloss Halberg des Carl Ferdinand Freiherr von Stumm-Halberg aus dem 19. Jh.
- Halberg-Stellung des Westwalls aus der Zeit des Dritten Reiches
Wenn Sie Ihren Besuch auf dem Halberg geschickt planen, können Sie an einer Besucherführung mitten hinein in die Hörfunk- und Fernsehstudios und in die Redaktionen des Saarländischen Rundfunks teilnehmen. Folgen Sie diesem Link, um mehr zu erfahren.
J. Linke, Museum für Vor- und Frühgeschichte