Entdeckungsreise auf den Spuren der Vulkane
Entdecken Sie das römische Erbe in der vulkanisch geprägten Osteifel! Dieser Ausflugstipp führt Sie zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten des Vulkanparks. Besichtigen Sie außerdem das eindrucksvolle Kloster Maria Laach!
Das sollten Sie sehen:
- Vulkanpark-Infozentrum mit Rauscherpark in Plaidt
- Römerbergwerk Meurin bei Kretz
- Erlebniswelten Grubenfeld und Eifelmuseum in Mayen
- Römische Grabhügel und Nischengrab in Nickenich und Ochtendung
- Laacher See und Kloster Maria Laach
Vulkanismus – Fluch und Segen
Wer an Römer und Vulkane denkt, vor dessen innerem Auge erscheinen vor allem Bilder aus Pompeji und Herculaneum. Die Bevölkerungen der beiden antiken Städte wurden durch einen großen Ausbruch des Vesuvs ausgelöscht und die Gebäude mitsamt ihrer Ausstattung unter einer dicken Ascheschicht konserviert. Vulkane können einen furchtbaren Tod bringen! Aber sie sorgen auch für Wohlstand durch wertvolle Rohstoffe und fruchtbare Ackerböden.


Die Anfänge des Vulkanismus in der Osteifel reichen mehr als eine halbe Million Jahre zurück. Rund um den Laacher See gab es einst rund 100 Vulkane! Doch der letzte Ausbruch lag schon fast 11.000 Jahre zurück, als die Römer das Gebiet eroberten und die dort ansässigen Kelten romanisierten.
Der auch heute noch aktive Laacher See-Vulkan brachte vor ca. 12.900 Jahren die gewaltigste Vulkaneruption der jüngeren Erdgeschichte in Mitteleuropa. Asche und Bims wurden mehr als 30 km hoch in die Stratosphäre geschleudert. Dann trat Ruhe ein in das Vulkangebiet der Osteifel, die bis heute anhält. Mit einem erneuten Ausbruch des Laacher See-Vulkans ist zum Glück auch nicht so schnell zu rechnen.

Wenn Sie mehr über den Vulkanismus in der Osteifel erfahren wollen, dann sollten Sie unbedingt das Vulkanpark-Infozentrum in der Rauschermühle in Plaidt besuchen …

… und gleich auch noch in den Rauscherpark gehen. Dort arbeitet sich die Nette seit über 200.000 Jahren durch einen gewaltigen Lavastrom. Über riesige Basaltblöcke ergießt sich der Fluss in kleinen Kaskaden, und wenn Sie genau hinsehen, können Sie sogar noch römische Abbauspuren in den Gesteinsformationen entdecken.
Tuffstein als ideales Baumaterial
Tuff entsteht, wenn flüssiges Magma unter hohem Druck aus einem Vulkan in die Atmosphäre geschleudert wird und in unzählige staubfeine bis faustgroße Partikel zerfällt. Fallen diese Partikel auf die Erde, entsteht Tuff: Stellen wir uns vor, wie sich riesige Staublawinen (= pyroklastischen Ströme) in die Täler der Vulkaneifel ergossen und sich in meterdicken Schichten ablagerten. Dort, wo die Asche mit Wasser in Kontakt kam, verfestigte sie sich zu Tuffstein. In den oberen Schichten verhärtete sie Regen und Schnee, in den unteren verband sie sich mit dem Grundwasser. In der oberen Schicht, wo sich die Vulkanasche mit Niederschlagswasser verband, fanden Archäologinnen und Archäologen Spuren von römischem Untertagebergbau. Die Römer wussten um die hervorragende Qualität von Tuffstein als Baumaterial, und römische Soldaten begannen vor rund 2.000 Jahren mit der organisierten Ausbeute der Lagerstätten.

Ein sehr anschauliches Zeugnis für ihren Tuffsteinabbau ist das Römerbergwerk Meurin bei Kretz, das Sie unbedingt besuchen sollten.
Basalt für Hochleistungs-Mühlsteine
Die glutflüssigen Lavaströme der Vulkane erkalteten zu Basaltlava. Schon die ersten Bauern vor rund 7.000 Jahren erkannten, dass sich dieses Gestein hervorragend zum Mahlen von Getreide eignete! Auch die Kelten und Römer bauten Basalt in großem Stil zur Herstellung von Getreidemühle ab, die sie weithin exportierten.


Wenn Sie mehr wissen wollen, besuchen Sie am besten die Erlebniswelten Grubenfeld in Mayen. Dort können Sie Steinbrecher in den Steinbruch folgen. Interaktive Kraftmaschinen vermitteln Ihnen ein Gefühl für die Mühen und Gefahren bei der Gewinnung von Basalt aus den Lavaströmen.
Dachschiefer und Ton
Ein weiterer kostbarer Rohstoff des Vulkanismus ist feiner devonischer Tonschiefer, der hervorragend als Dachschiefer geeignet ist und von den Römern auch als solcher genutzt wurde. Außerdem gab es hochwertige Tonvorkommen, die in einem ausgedehnten Töpferbezirk in Mayen verarbeitet wurden. Die Töpferwaren waren neben den bereits erwähnten Mühlsteine ein regelrechter Exportschlager.

Sehen Sie sich antike Mayener Töpferwaren im Eifelmuseum in Mayen an! Sie finden es in der Genovevaburg.
Deutschland hat einen aktiven Vulkan
Auch wenn er aktuell keine Lava spuckt, ist der Laacher See-Vulkan auch heute noch aktiv! Am Ostufer des See, der den erkalteten Vulkankrater füllt, sehen Sie Kohlendioxid-Austritte. Diese lassen drauf schließen, dass es im Untergrund noch eine aktive Magmakammer gibt. Irgendwann wird mit einem neuen Ausbruch zu rechnen sein, allerdings wohl erst in ferner Zukunft.



Ein beliebtes Ziel am Laacher See ist das Benediktinerkloster Maria Laach. Georg Dehio bezeichnet sie in seinem Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler als „eine der vollkommensten Äußerungen romanischer Baukunst in Deutschland, trotz langer Bauzeit von großartig einheitlicher Wirkung“. Der Baubeginn erfolgte 1093, unmittelbar nach der Klostergründung. Zur Klosteranlage zählen mehrere Klosterbetriebe: eine eigene Gärtnerei, Werkstätten, eine Buchhandlung und ein Laden für traditionelles Kunsthandwerk. Außerdem gehören ein Bootsverleih wie auch ein Hotel mit Gastronomie zum Anwesen.
Menschen in der römischen Osteifel
Nutznießer der reichen Hinterlassenschaften der Vulkane waren und sind die Menschen, die rund um sie leben. Das war schon in römischer Zeit so. Zwei antike Grabhügel und ein Nischengrab erzählen uns von ihrem Wohlstand und auch von Leid.
Zwei antike Friedhöfe in Ochtendung und Nickenich zeugen von einer reichen keltischen Oberschicht. Sie wurden zwar von den Eroberern aus dem fernen Rom „romanisiert“ und schätzten offenbar den römischen Lebensstil. Doch sie blieben auch alten Sitten und Gebräuchen treu. Die Verstorbenen lebten vermutlich in Gutshöfen ganz in der Nähe der Grabstätten, erzielten reiche Einkommen mit ihrer Landwirtschaft und betrieben möglicherweise auch Steinbrüche. Je ein Grabhügel aus heimischem Tuffstein dominiert die beiden Friedhöfe. Sie wurden, wie auch das Nischengrab, in jüngerer Zeit rekonstruiert.
Der Grabhügel und das Nischengrab von Nickenich
Grabhügel waren bereits in vorrömischer Zeit als Begräbnisstätten üblich und sind vielerorts noch heute zu finden. Aber dieser hier ist ungewöhnlich: Man konnte keine Grabkammer finden. Leergräber errichteten die Römer zum Beispiel als Andenken an Menschen, die weitab der Heimat verstorben waren. Ihnen war es sehr wichtig, das Andenken an ihre Verstorbenen zu wahren und ihnen ein möglichst eindrucksvolles Denkmal zu setzen. Vielleicht war das auch hier der Fall?

Der Grabhügel wird von einer Mauer aus heimischem Tuffstein umfasst und erinnert laut lateinischer Inschrift an Contuinda und ihren Sohn Silvanus Ategnisa. Die Namen sind weitgehend keltischen Ursprungs und belegen, dass die Kelten zwar die römische Kultur angenommen hatten, aber auch ihren angestammten Wurzeln treu blieben. Nur der Sohn hatte schon einen römischen Vornamen. Hier ist die Inschrift:
Contuinda Esucconis f(iliae) / Silvano Ategnisse f(ilio) h(eredes) ex tes(tamento) f(ecerunt)
Der Contuinda, der Tochter des Esucco, [und] dem Silvanus Ategnisa, ihrem Sohn, [haben] die Erben aufgrund testamentarischer Bestimmung [dieses] Grabmal errichtet.

Ein solches selbstbewusstes Vermischen von keltischer und römischer Kultur verraten auch die vier Figuren auf dem Nischengrab, das nahe am Grabhügel errichtet wurde. Beide Männerfiguren rechts und links sind mit Toga bzw. Mantel bekleidet und halten jeweils in der linken Hand die römische Bürgerrechtsrolle. In der Mitte ist eine Frau mit Kind zu sehen. Die Frau trägt über dem einheimischen Kleid einen römischen Mantel. Die Frisur und der Schmuck sind keltisch geprägt. Das Kind ist in Tunika und Mantel gekleidet. Das Baumaterial für das Nischengrab – körniger, gelblich weißer Kalkstein – stammte wohl von der Obermosel und musste einen entsprechend weiten Transportweg nehmen. Die gesamte Konzeption lässt vermuten, dass es sich bei den Dargestellten um höhergestellte Personen handelte. Möglicherweise stellen die Figuren von Mutter und Kind Contuinda und ihren Sohn Silvanus Ategnisa dar, die wir aus der Inschrift kennen.
Das Nischengrab von Nickenich gilt als eines der wichtigsten Zeugnisse für die herrschenden Kunstströmungen am Mittelrhein um die Mitte des 1. Jh.n.Chr. Auch der Grabhügel wird auf diese Zeit datiert.
Grabhügel von Ochtendung

Der rekonstruierte Grabhügel von Ochtendung besitzt zwar keine Inschrift, aber wir erfahren Dank moderner Untersuchungsmethoden mehr über die Verstorbenen, für die er zwischen 100 und 150 n. Chr. erbaut worden war: Fast in der Mitte des Grabhügels fand eine Frau mit einem Säugling oder ungeborenen Kind in einer Aschekiste aus Tuffstein ihre letzte Ruhestätte. Starben beide im Kindbett? Gleich daneben befand sich ein kleines Brandgrab mit Urne, das von einer Kiste aus Schieferplatten geschützt wurde. Die Überreste verraten, das es sich um ein Baby im Alter von circa 9 Monaten handelte. Traurige Zeugnisse einer Familientragödie.
Viele Jahre später, als der Grabbau schon verfallen war, fanden weitere Bestattungen statt: Fünf Gräber drängten sich förmlich an den Mauersockel. Diesmal aber waren es Körperbestattungen. Der letzte Tote fand zwischen 400 und 450 in einem Tuffsteinsarkophag seine letzte Ruhestätte. Er lebte also in der Endphase des Weströmischen Reiches, das 476 unterging, als Odoaker den letzten weströmischen Kaiser Romulus absetzte. Zu seinen Grabbeigaben gehörten zwei kostbare Glasgefäße und ein Trinkbecher aus feinem Ton, der damals bereits aus der Mode gekommen war. Er trug die Aufschrift „SITIO“ (= ich habe Durst). Vielleicht war es ein Erbstück?
Headerbild: Karmelenberg im Vulkanpark Osteifel (Foto: ©Vulkanpark GmbH/Martin Christ)