Mahlzeit!

Industrie und Tischkultur gehörten bei den Römern eng zusammen.

Gegessen und getrunken wurde schon immer gerne, und wer es sich leisten konnte, tischte eine üppige Speisenauswahl und wohlschmeckende alkoholische Getränke auf. Das war in der Antike nicht anders als heute. Und wer genießen kann, gibt sich nicht mit irdenen Bechern und hölzernen Schalen zufrieden. Daher kamen findige römische Unternehmer auf die Idee, ganze „Industriezweige“ aufzubauen, die sich der feinen Tischkultur widmeten und sogar zu Global Playern aufstiegen.

Die Industrielle Revolution durch die Dampfmaschine war zwar noch nicht erfunden, aber die Massenfertigung klappte auch ohne ganz gut. Die Mayener Keramikindustrie spezialisierte sich beispielsweise auf sehr robuste und hitzeresistente Küchenkeramik, die europaweit exportiert wurde. Im Gebiet um Speicher und Herforst in der Eifel wurde in sehr großem Umfang hochwertige Gebrauchskeramik hergestellt, die sogenannte „geflammte Ware“, und das wohl von unzähligen kleinen Familienbetrieben, die auf engem Raum ansässig waren.

 

Geflammte Speicherer Ware, Replik (Foto: Axel Kohlhaas)
Geflammte Speicherer Ware, Replik (Foto: Axel Kohlhaas)

 

Auch das feine Terra Sigilata-Geschirr produzierte man in großen Manufakturen mit Hilfe von vorgefertigten Formen in Serie, was es für die Mittelschicht durchaus erschwinglich machte.

Wein schmeckt am besten aus einem schönen Glas, das wussten schon die genussfreudigen Römer und fertigten Trinkgläser in großen Mengen, aber auch Schalen und Schüsseln aus Glas. Sogar in entlegensten Militärstützpunkten fanden sich Gläser, soviel Stil musste wohl selbst auf dem Feldzug sein. Der Überlieferung nach stand jedem Soldaten täglich rund 1 Liter Wein zur Verfügung.

 

Römisches Trinkglas, Kulturzentrum Belginum (Foto: Axel Kohlhaas)
Römisches Trinkglas, Kulturzentrum Belginum (Foto: Axel Kohlhaas)

 

Apropos Militär: Mayener Getreidemühlen aus Balsaltlava waren anderen Mühlen in Punkto Qualität und Effektivität weit überlegen. Sie wurden nicht nur erfolgreich exportiert, sondern stiegen sogar in den Rang von „kriegswichtigem Gerät“ auf, denn mit ihnen konnte man mit relativ geringem Aufwand große Truppenverbände versorgen. Wie man heute noch sagt: „Ohne Mampf – kein Kampf “.

Und noch ein weiteres Beispiel für Massenware: Nicht nur Amphoren dienten zum Transport von Flüssigkeiten, sondern auch Vierkantflaschen aus Glas, die mit Hilfe von Stein- und Keramikformen ziemlich identisch produziert werden konnten.

Glas sorgte nicht nur für Tisch-, sondern auch für angemessene Wohnkultur. Fensterverglasung war zur Römerzeit schon gebräuchlich, wenn auch nicht für jedermann zu haben. So ließen sich die Mahlzeiten bei angenehmem Raumklima und schönem Licht genießen.

 

Glasofenexperiment im Archäologiepark Römische Villa Borg:

Seit 2013 gibt es im Archäologiepark Römische Villa Borg die Rekonstruktion einer römischen Glashütte, die regelmäßig in Betrieb genommen wird. Entstanden ist sie im Rahmen des experimentalarchäologische Projektes „Borg Furnace Project“, das weltweit in seiner Konzeption einmalige ist. Daneben gibt es regelmäßige Handwerksvorführungen auch mit anderen Werkstoffen im rekonstruierten Handwerksbezirk.
Weitere Infos zum Borg Furnace Project erhalten Sie unter www.glasofenexperiment.de (siehe auch interessante Downloads auf der Seite)
Termine mit Handwerksvorführungen finden Sie auf der Website der Villa Borg.

 

Experimentelle Archäologie in der Römischen Villa Borg mit Francois Arnaud (Foto: Manuela Arz)
Experimentelle Archäologie in der Römischen Villa Borg mit Francois Arnaud (Foto: Manuela Arz)

 

 

Bildquelle:
oben: GDKE - Rheinisches Landesmuseum Trier, Thomas Zühmer